Ein Interview mit Thorsten Müller - Deutsche Telekom



Ein Interview mit Thorsten Müller – Deutsche Telekom
Thorsten Müller ist SVP für Talent Attraction and Sourcing als Zentralfunktion im HQ der Deutschen Telekom. Im folgenden Interview berichtet er über seine Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit AmaliTech.
Welche strategischen Vorteile ergeben sich durch das Offshoring von Entwicklungsteams?
Wir sind ein globales Unternehmen und in meiner derzeitigen Rolle sind wir auf dem Weg globale Kunden mit Produkten zu bedienen. Offshore ist insofern ein Element, weil es uns hilft, flexibel auf unterschiedliche Anforderungen, die irgendwo entstehen zu reagieren, und „verteilt arbeiten“ zu können. Im Wesentlichen ist es erstmal aus der rein theoretischen Unternehmensperspektive so, dass Arbeit an unterschiedlichsten Standorten eine deutlich höhere Flexibilität der Kompetenzen ermöglicht und man schneller wachsen kann, wenn es benötigt wird.
Was macht Ghana und Ruanda als IT-Delivery Standorte besonders attraktiv?
Ghana und Ruanda haben eine stabile Regierung und hohes Interesse an Wissenschaft und dem Thema Lernen als einem der wesentlichen Grundpfeiler. Natürlich spielen die Alterspyramide, die Infrastruktur an den Universitäten, die englische Sprache und ein Stück weit die Art der Teams aus Ghana und Ruanda – das Mindset – eine Rolle. Ich finde, die Menschen sind einem gewissen globalen Standard durchaus eher aufgeschlossen als andere Kulturen. Ich habe häufig den Vergleich mit Indien, da ich früher sehr stark mit Offshore-Teams aus Indien zusammen-gearbeitet habe – Beides sind an sich sehr eigene Kulturkreise aber auf ihre Weise bereichernd. Man kommt mit den ghanaischen KollegInnen schnell auf eine Wellenlänge, selbst wenn man sich beim Essen sehr experi-mentell zeigen muss.
Wie hast du den Einstieg in den afrikanischen Markt wahrgenommen?
AmaliTech hat uns als Kunde den Großteil der tatsächlichen Hürden – den Zugang zum afrikanischen Markt – abgenommen. Das fängt damit an, dass wir einen Vertrag mit der deutschen Firma abschließen können. Das andere sind natürlich das Kennen der lokalen Gepflogenheiten. Ich habe wahrgenommen, dass ganz viel über Beziehungsmanagement vor Ort läuft, was wir in dieser Form niemals hätten investieren können. Der wesentliche Aspekt ist aber – und das ist ein sehr gutes Erfolgsmodell – dass AmaliTech ein Jahr nutzt, um in Ausbildung zu investieren und die Menschen darauf vorzubereitet mit globalen Firmen zusammenzuarbeiten. Das heißt im Prinzip, das die Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten bereits auf einem Qualitätsniveau agieren, wo du sehr schnell einsteigen kannst. Für unsere Zwecke ist dies Ideal. Die Zusammenarbeit mit AmaliTech ist wunderbar – die Junior- bis Mid-Level passen sehr gut in unser Konzept rein, auch weil wir einen Senior-Architekten in unserem eigenen Team haben. Er kann den Junioren im Code helfen, das heißt, wir haben im Prinzip ein sehr schlagkräftiges Team ausgebildet.
Gab es eine Besonderheit hinsichtlich der Integration ghanaischer Teammitglieder im Vergleich zu KollegInnen, die aus anderen Teilen der Welt kommen?
Die AmaliTech-Teams sind sehr gut darauf vorbereitet, mit westlichen Kulturen und Unternehmen zusammenzuarbeiten. Da sind sehr viel Offenheit und Neugierde. Als sie uns in Berlin besucht haben, hatten sie eine Ausstrahlung: Ich freue mich, hier zu sein, kommt gerne auf mich zu – und das hat es natürlich unseren Leuten, egal ob aus Deutschland oder international, sehr einfach gemacht, mit den AmaliTech-KollegInnen in Kontakt zu kommen. Dadurch war keine Hemmschwelle da, und es gab sehr viel Austausch. Das ist für uns sehr wichtig, Beziehung und erfolgreiche Zusammen-arbeit gehen Hand in Hand.
Du hast kürzlich Ghana besucht: wie waren deine Erwartungen im Vorfeld und wurden sie erfüllt, bzw. übertroffen?
Es war sehr gut, vor Ort in Ghana die ganze Pipeline zu sehen: von universitärer Ausbildung über ein Jahr National Service bis hin zum Einstieg bei AmaliTech als EntwicklerInnen. Spannend fand ich das Mindset: Ich bin hier gut ausgebildet, ich brauche mich nicht zu verstecken, ich komme mit einer Fähigkeit, die gebraucht wird, und bringe mich ein. Das habe ich gemerkt, und das ist das, was es so besonders macht. Übertroffen wurden meine Erwartungen von der sehr guten Infrastruktur. Ich hatte durchgehend Mobilfunkempfang auf der Fahrt von Takoradi nach Accra. Dass natürlich das Land in verkehrspolitische Infrastruktur investieren muss, ist klar aber es ist auf einem guten Level. Positiv übertroffen war dieser Moment, als ich mich den Fragen der Studierenden gestellt habe. Da war ich sehr positiv beeindruckt, insbesondere von dem Thema: Selbstbewusstsein – sie wissen genau, was sie können. Das war eine Begegnung auf Augenhöhe, und das hat mich positiv beeindruckt.
Würdest du es als verfehlte Chance sehen, wenn man keine Bereitschaft hat in Afrika zu
investieren?
Mein persönlicher Eindruck ist: In fünf Jahren ist das ein No-Brainer. Da denkt keiner mehr darüber nach, ob zusammen arbeiten mit Teams in Afrika eine sinnvolle Alternative ist oder nicht. Hinzu kommt die Frage, wie viel Abhängigkeit man von einer Region generiert. Wir arbeiten sehr erfolgreich mit z.B. Indien zusammen. Bei aller Stabilität besteht aber immer ein Risiko. Gleiches gilt für Ghana und Ruanda die jederzeit einem gewissen geopolitischen Risiko unterliegen. Das hast du aber immer, mal mehr mal weniger. Die Verteilung der Risiken ist daher der richtige Angang. Der AmaliTech-Ansatz ist eine mittel- bis langfristige Alternative, um die Abhängigkeit von existierenden Offshore-Locations zu reduzieren und aus meiner Sicht damit ein klarer Aspekt der dauerhaften Risikominimierung. Ich bin wirklich beeindruckt von dem, was AmaliTech schafft. Das Potenzial ist da – uns sind die Herzen aufgegangen, als wir die Alterspyramide gesehen haben. Wenn die klassischen Krisenaspekte wie Zugang zur Bildung, Seuchen, stabile politisches Systeme so überwunden sind, dann ist das ja ein Markt, der unglaublich viel Potenzial hat. Wenn dazu noch Zugang zur Bildung auf höchstem Niveau kommt, dann glaube ich, wird die Frage in 5 bis 10 Jahren nicht mehr gestellt, ob es sich lohnt, in Afrika zu investieren. Deshalb wollen wir als Unternehmen früh dabei sein und mitgestalten.
Sie können die englische Version dieses Artikels aufrufen, indem Sie auf [Englischer Artikel] klicken.